Die [Allensbachstudie 2013] zur Nutzung digitaler Medien in der Bundesrepublik im naturwissen-schaftlichen Unterricht belegt erneut, dass Lehrkräfte — obgleich sie die Chancen digitaler Medien auf den Lernerfolg an sich positiv bewerten — diese nur zögerlich im Unterricht einsetzen. Möglicherweise ist der Grund darin zu finden, dass die Einführung digitaler Medien in die naturwissenschaftliche Unterrichtspraxis in der Vergangenheit hauptsächlich technologie-getrieben und weniger nach didaktisch-methodischen Erkenntnissen erfolgte.
In dieser Promotion soll der hypothetische Ansatz untersucht werden, ob einerseits die Verbesserung der Lehrerprofessionalität und andererseits implizit standardisierte Medien-Module bzw. unterrichtsfertig vorkonfektionierte Medien-Modul-Sets einen messbaren Effekt auf den Kompetenzzuwachs bei Lernenden bewirken.
„Implizite Standardisierung“ bedeutet hier, dass Medien-Module bzw. Medien-Modul-Sets, die für den Unterricht am Interaktiven Whiteboard konzipiert sind, nach vier Kriterien standardisiert bzw. charakterisiert werden:
Zusammenfassung
nach den theoretischen Konzepten und Prinzipien multimedialer Systeme [Girwidz, Schaal u.a. (2006)],
nach der kognitiven Taxonomie-Matrix von [Andersen & Krathwohl (2001)],
nach dem ESNaS-Kompetenzmodell von [Kauertz u. a (2010) sowie Wellnitz u. a. (2012)] und
nach den Standards der Benutzerführung für interaktive Medienmodule des Ernst Klett Verlages.
Die Verbesserung der Lehrerprofessionalität wird im Verlauf der Evaluation zum einen nach dem TPACK-Modell von
[Mishra Köhler (2006]) ausgerichtet und zum anderen in einem dialogischen Verfahren nach [Hennessy u. a. (2011)]
im Rahmen einer Reihe von Lehrer-Workshops weiterentwickelt:
Die Selbsteinschätzung der Lehrkraft im Hinblick auf ihre „multimedialen Fähigkeiten“ wird per Fragebogen und/oder Interview ermittelt. Eine Unterrichtsskizze der Lehrkraft (z. B. als Concept-Map) wird mit einer Experten-Referenz verglichen und in einer Korrespondenz-Analyse ausgewertet (Kratz, Schaal u. a. (2013)].
Lehrkräfte, welche standardisierte Medien-Module bzw. Medien-Modul-Sets in einer Unterrichtseinheit eingesetzt haben, geben in einem quantitativen Verfahren (Fragebogenerhebung) eine subjektive Bewertung zu ihrem eigenen und dem Kompetenzerwerb der Lernenden ab.
Der Kompetenzzuwachs der Lernenden wird am Ende einer digitalen Unterrichtseinheit per Online-Test (Multiple
Choice) ermittelt. Das Evaluationsdesign erfolgt als klassisches Treatment in einem querschnittlichen Vorher-Nachher-Vergleich mit zwei Experimentalgruppen und einer Kontrollgruppe.