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Medienmodule und Unterricht - ein didaktisch-methodisches Profil
Was ist überhaupt ein Medienmodul?
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Unterrichtsmodelle im Überblick
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„Medienmodul“ ist kein wirklich standardisierter Begriff - er hat sich vielmehr über die Jahre hinweg in der Medienentwicklung der Verlage eingebürgert. Aktuell scheint es aber auch so zu sein, dass der Begriff in die Bildungsforschung Einzug hält - und zwar immer dort, wo es um digitale Medien geht, die im Unterricht verwendet werden.
Schauen wir uns ein paar Medienmodule des Klett-Verlages mal etwas genauer an. Vielleicht hilft uns das, den Begriff klarer zu fassen und abzugrenzen:
Bakterienzelle
Eine Bildinformation
Synapse
Eine Folienfolge mit Register
Entwicklung des Grasfrosches
Eine Baukasten
Gasaustausch
Eine interaktive Animation
Stellvertretend für etwa 400 verschiedene Medienmodule des Klett-Verlages zur Biologie im Sekundarbereich stehen diese vier oben gezeigten Medienmodule. Sie kennzeichnen sich durch diese Standardisierung:
- Layout: Alle Medienmodule haben ein einheitliches Bildschirmlayout. So befindet sich Textinformationen (zumeist mit Aufgabenstellung) unterhalb der sogenannten Bühne. Die Bühne ist der zentrale Bildbereich des Medienmoduls. Rechts befinden sich die Bedienelemente des Medienmoduls.
- Funktion: Der Pool an Medienmodulen unterscheidet diese Modultypen: Bildinformation, Folienfolge, Baukasten (interaktive) Animation, interaktive Simulation, Videofilm, 3D-Modell sowie Daten und Fakten. Innerhalb des Modultypes ist die Bedienung stets gleich; Schaltelemente mit dem gleichen Symbol haben auch stets die gleiche Funktion.
- Zeitbedarf: Ein Medienmodul ist inhaltich-funktional so konzipiert, dass mit ihm zwischen 5 und 15 Minuten Unterricht abgedeckt werden kann.
Warum aber nennt sich dieses digitale Medium nun „Medienmodul“? Was macht das Medium zum Modul? Wikipedia nennt diese Definitionen:
- Ein Modul ist eine abgeschlossene funktionale Einheit einer Software.
- Mit Modul bezeichnet man in den Kognitions- und Neurowissenschaften eine funktionale Einheit, unabhängig von der neuronalen Organisation.
- Modularität (auch Baustein- oder Baukastenprinzip) ist die Aufteilung eines Ganzen in Teile, die als Module, Komponenten, Bauelemente oder Bausteine bezeichnet werden. Bei geeigneter Form und Funktion können sie zusammengefügt werden oder über entsprechende Schnittstellen interagieren.
Mit diesen Erkenntnissen lässt sich der Begriff Medienmodul vielleicht so umschreiben:
Ein Medienmodul ist eine abgeschlossene funktionale Einheit und ist in Layout, Funktion und Zeitbedarf standardisiert. Es stellt eine inhaltlich abgeschlossene Lerneinheit dar und lässt sich im Rahmen einer Unterrichtsstunde (oder Unterrichtseinheit) mit anderen Medienmodulen zu größeren Lerneinheiten kombinieren.
Nun lässt sich schon genauer fassen, was es mit einem Medienmodul auf sich hat. Aber, wo bzw. in welcher Phase des Unterrichts kann ich ein interaktives Medienmodul gewinnbringend einsetzen?
Werfen wir dazu einen Blick auf drei gängige Unterrichtsmodelle (die hier etwas vereinfachend darge-stellt werden, damit sie besser vergleichbar sind):
Hoppla, was heißt hier eigentlich gewinn-
bringend? Reicht schon die bloße Motivation? Oder braucht es eine bildungstheoretische Absicherung? Oder sollte man vielleicht auch erschließen können, welchen Kompetenzzuwachs ein Medienmodul fördert? Dazu mehr in den nächsten Kapiteln …
Im Kurs sammeln wir nun mithilfe der MetaPlan™-Methode („Kärtchen pinnen“), welche digitalen Medien bzw. welche Software im Unterrichtsgeschehen helfen kann.
Dabei schauen wir uns die beiden Hauptakteure im Unterricht genauer an:
- Lehrer und Lehrerinnen
- Schülerinnen und Schüler
und fragen uns, für jede der drei Phasen
- Unterrichtsvorbereitung
- Unterrichtsdurchführung
- Unterrichtsnachbereitung
an den Lehr-Lern-Orten
- zu Hause
- und im Unterricht
welche digitalen Medien bzw. Software für den Einsatz vor, während und nach des Unterrichts hilfreich sein könnte.
Auch wenn diese Unterrichtsmodelle im Detail Unterschiede aufweisen, so gleichen sie sich doch in einem forschend-entwickelnden Ansatz, der sich im Unterricht selbst in (mindestens) drei Prozesse gliedert, die nacheinander folgen:
Einstieg, Erarbeitung und Sicherung.
In den zurückliegenden Kursen wurden dabei diese Ergebnisse an der Pinnwand gesammelt (bitte zum Vergrößern anklicken):
Unterrichtsphase
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Lehrkraft
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Lernende
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Unterrichts-vorbereitung
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- Kommunikation
- Bildungsplan (sortiert)
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- Online-Planer
- Mediathek
- Regelwerk zum Copyright
| - Recherche
- 4teachers.de
- meinunterricht.de
- editierbare Arbeits-blätter
- Forum zum AB-Tausch
| - Kommunikation
- Moodle
- Online-Lerngruppe
| | - Recherche
- Mediathek
- Apps
- Erklärvideos
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Einstieg |
- Fotos, Filme, Sounds
- Audios mit Tierstimmen
- PowerPoint-Folie
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- Kurzfilme auf Beamer oder Whiteboard
| - Padlet für Analyse zum Vorwissen
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Erarbeitung
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| - Whiteboard zur Präsentation
| - Interaktive Animation
- 3D-Modell eines Organs
| - Forum, Wiki
- Moodle
- PowerPoint für Schüler-Präsenta-tion
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Sicherung
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- PowerPoint-Präsentation
- Ergebnisse auf Lernplattform
- Experimente filmen
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- Aufgaben in Moodle
- Test und Fragen
- Kamera zur Dokumentation
| - Kompetenz-erfassung
- Internetplattform zum gemeinsamen Sichern
| - Concept-Map zum Verstehen von Zusammenhängen
- Tafelaufschrieb
- Videoaufnahme vom Unterricht
| - mit Smartphone Stunde dokumen-tieren
| - Podcast als Sicherung
- Lernprogramme zum selbständigen Lernen
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Unterrichts-nachbereitung |
- Unterricht auf-nehmen
- Feedback von Kollegen
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- Klassentagebuch
- Notenbuch
- Kalender
| - Excel zur Erstellung von Notenlisten
| - Weiterführende Infos und Links im Internet
- Arbeitsblätter auf Lernplattform
- Forum zum Austausch unter Schülern
| - Online-Quiz
- Wiederholungs-fragen
- digitaler Test
- Lernspiel zur Lern-standsüberprüfung
| - Geo-Caching
- themenbezogene Apps
- Lernvideos zur Vertiefung (youtube)
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Während sich der Medien- und Softwareeinsatz in der Vorbereitung und Nachbereitung recht klar fassen lässt, scheint es in der Unterrichtsdurchführung mitunter schwieriger zu sein: Meist lässt sich nicht klar einordnen, ob ein Medienmodul bzw. spezielle Software ausschließlich zum Einstieg, zur Erarbeitung oder zur Sicherung genutzt werden kann.
Die Erkenntnis in den Diskussionen im Kurs ist die, dass der konkrete Einsatz eines digitalen Mediums von der Konzeption der Unterrichtsstunde abhängt. So kann ein und dasselbe Medienmodul in allen drei Prozessen dieser Unterrichtsphase vor-kommen. Insbesondere der Kurs im WinSem 2015/2016 hat diese Erkenntnis spontan so zum Ausdruck gebracht, dass Kärtchen (bzw. Medien), die in mehreren Unterrichtsprozessen zum Einsatz kommen könnten, vertikal angepinnt wurden.
Für das oben gezeigte Modul „Entwicklung des Grasfrosches“ könnte es z.B. diese Einsatzmöglichkeiten geben:
- Sicherung: Am Ende einer Unterrichtsstunde sollen die Lernenden den Baukasten jeder für sich bearbeiten und das Ergebnis über die Druckfunktion des Browsers an die Lehrkraft dokumentieren.
- Hausaufgabe: Sofern sicher gestellt werden kann, dass alle Schülerinnen und Schüler zuhause über einen Internetzugang Verfügung und das Einverständnis der Eltern vorliegt, kann die Lehrkraft die Bearbeitung des Medienmoduls auch als Hausaufgabe aufgeben. Auch hier erfolgt die Dokumentation über den abschließenden Ausdruck des Mediums.
- Einstieg: In einem lehrermoderierten Einsieg kann die Lehrkraft aber genauso damit in die Stunde einsteigen und im Dialog mit Klasse das Medienmodul bearbeiten; wurde das Thema schon erarbeitet, dann gilt diese Art des Einstiegs als Wiederholung. Ist das Thema für die Klasse neu, dann kann sich das Ganze wie ein interaktives Quiz abspielen. Die Lehrkraft kann hier auch Schüler(fehl)vorstellungen bzw. Schülerkenntnisse abfragen.
- Erarbeitung: Die Lehrkraft ist z.B. über ein geeignetes Video in den Unterricht eingestiegen. Im Nachklapp zu Video sollen die Lernenden nun die einzelnen Schritte bei der Entwicklung des Grasfrosches handlungsorientiert aus dem Gedächtnis selbst mithilfe des Medienmoduls erarbeiten. Das kann in Einzelarbeit am Tablet oder in Gruppen- bzw. Stationenarbeit erfolgen.
Fasst man die MetaPlan-Ergebnisse aus den obigen Kursen zusammen, so ergibt diese (qualitative) Zusammenstellungen:
Wie können digitale Medien gewinnbringend eingesetzt werden?
Lassen sich Medienmodule mit einen didaktisch-methodischem Profil charakterisieren?
Im Kurs haben wir auf der Suche nach einer Antwort auf diese Fragen einige der Medienmodule des Klett-Verlages am Whiteboard angesehen und sind so verfahren:
- In einem ersten Schritt haben wir eine Liste mit Pro- und Contra-Punkten erstellt. Stellvertretend für diese verschiedenen Kursergebnisse sei die nebenstehende Fotodokumentation dazu gezeigt.
- Im einem weiteren Schritt sowie den Erkenntnissen aus den obigen Abschnitten haben wir versucht, für interaktive Medienmodule (empirische) Qualitätskriterien abzuleiten, die für den Unterrichtseinsatz sinnvoll erscheinen.
Zusammen ergeben die Kriterien ein didaktisch-methodisches Profil, welches mindestens diese Aspekte einschließt:
- Standardisiertes Layout und standardisierte Funktion (was sich mit dem Begriff „Usability“ umschreiben lässt).
- Modularität in dem Sinne, dass das Medienmodul eine sinnvolle Lerneinheit darstellt und sich mit anderen Modulen kombinieren lässt.
- Einsatz im forschend-entwickelnden Unterrichtsgang.
- Vorschlag für die Einordnung in die Unterrichtsphase bzw. genauere Einordnung bei der Unterrichtsdurchführung.
- Zeitbedarf für die Bearbeitung des Medienmoduls.
- Inhaltliche Passung zum Bildungsplan.
- Fachliche Richtigkeit der dargestellten Inhalte.
- Angabe darüber, welche Kompetenzen mit dem Medienmodul gefördert werden (Kompetenzraster).
- Hinweise zur Differenzierung im Unterricht bzw. zum Niveau der Aufgabenstellung.
WinSem 2015/2016: Aus einer Liste mit positiven und negativen Aspekten zu interaktiven Medienmodulen lässt sich eine Kriterienliste - ein Profil - ableiten.
In den obigen Abschnitten zeichnet sich eine Art didaktisch-methodisches Profil für digitale Medienmodule ab.
Welche Informationen über ein Medienmodul benötigt eine Lehrkraft und nach welchen Kriterien sollte ein Medienmodul standardisiert sein, damit es im Unterricht gewinnbringend eingesetzt werden kann?
Abgesehen von diesen Kriterien werden oft noch zwei weitere Aspekte genannt: Editierbarkeit des Moduls (wenigstens der Texte) sowie (gestufte) Hilfestellung falls die Lernenden nicht weiter wissen oder einen Fehler gemacht haben.
Generell wird der Vorteil von interaktiven Medien von den Studierenden darin gesehen, dass ihr Einsatz im Unterricht eine höhere Motivation bei den Schülerinnen und Schülern hervorruft, sich mit dem Unterrichtsstoff auseinanderzusetzen. Allerdings sollte es auch nicht so sein, dass ein Medienmodul nur wegen der höheren Motivation zum Einsatz kommt. Wenn ein anderes Medium (Foto, Grafik, Film oder auch Arbeitsblatt) den Zweck genauso oder gar besser erfüllt, sollte diesem der Vorzug eingeräumt werden.
In den nächsten beiden Kapiteln untersuchen wir genauer, was der Stand der Wissenschaft zu den lerntheoretischen Konzepten und Prinzipien digitaler Medien hergibt und wie sich der Kompetenzbegriff genauer beschreiben lässt.